Die neue Website: Das ist nicht mehr mein St. Pauli?

Am Donnerstag hat der FC St. Pauli seine neue Website präsentiert. Auf vielen Kanälen wurde bereits heißblütig darüber diskutiert – und das nicht immer „mit angemessenen Worten“, wie ich finde. Nun denn: Auch wir Grenzenlosen haben natürlich über die neue Vereinsseite diskutiert, nicht immer ganz einig, was da wohl in Zukunft passieren wird.

Aber beginnen wir von vorn: Ich persönlich fand es schon mal super, dass sich Pressesprecher Christoph Pieper via Facebook-Live-Funktion vorab Zeit genommen hat, zu erklären, was es mit der neuen Seite eigentlich auf sich hat. Usability für die Nutzer und ein neues, besser funktionierendes CMS für die Medienabteilung waren offensichtlich der Ursprung des Relaunches. Nachvollziehbare Gründe.

Kommen wir nun jedoch zur Optik. JVM hat dem FCSP da ein Konzept verkauft, dass einen ehrlich gesagt nicht gerade vom Hocker haut. Weiß, leicht unübersichtlich auf der Startseite und man ist irgendwie ständig damit beschäftigt, hektisch von links nach rechts zu schauen, auf der Suche nach einem optischen Rahmen, einem roten Faden, einer waagerechten Linie. Beim Herunterscrollen ist das Auge irritiert, weil ständig hier und da neue Fenster in unterschiedlicher Höhe aufploppen. Das irritiert mich persönlich und ich fühle mich irgendwie ein bisschen verloren (und offensichtlich zu alt für den Scheiß ;-) . Andererseits die Frage: Muss der FCSP jetzt mit einer super modernen OHMEINGOTT-Website um die Ecke kommen? Ich sage nein. Wichtig ist doch der Inhalt, oder nicht?

Die Einbindung von Blogs: Chance oder Risiko?

Apropos Inhalte: Wenn wir es richtig verstehen, möchte der FCSP in Zukunft Blog-Content auf seiner Website einbinden. Das wohl spannendste Thema beim ganzen Relaunch. Eine sehr, sehr mutige Angelegenheit, wie ich finde. Denn auf der einen Seite gibt der Verein den Fans damit Raum das Vereinsleben aktiv mitzugestalten, sich Luft zu machen, vielleicht „etwas andere“ Spielberichte hinaus in die Welt zu entlassen. Aber auf der anderen Seite steht ganz klar die Frage: Was ist mit der Kritikfähigkeit des magischen FCs? Wie lange darf ein Blog pöbeln und kritisieren, bis er nicht mehr als „interessanter Blog“ betitelt und von der goldenen Liste gelöscht wird? Wie viel Kritik kann der gute alte FC St. Pauli in diesen stürmischen Zeiten ertragen? Oder werden nur die Beiträge geteilt, die von der Medienabteilung als „schön“ und „vertretbar“ eingestuft werden? Wie gesagt: spannend! Genau wie übrigens die Frage nach der Reichweite: Ist es gut, in Zukunft auch die Fans erreichen zu können, die normalerweise nicht im Forum und in der Blog-Szene unterwegs sind? Oder bleiben wir am Ende doch lieber „unter uns“? Möchten wir, dass in Zukunft unsere Gedanken und Emotionen von Leuten diskutiert werden, die sich erst mal – weil sie gar nicht anders können – über den USP-Singsang aufregen? Siehe Stimmungsthread im Forum. Ich weiß nicht, möchte man sich das antun? Geht dann nicht der ganze Spaß flöten, den man beim Schreiben hat?

bildschirmfoto-2016-10-28-um-14-55-01Social Feed: Auch hier mein erster Gedanke: MUTIG! Offensichtlich tauchen hier jede Menge FCSP-relevante Twitterer auf, so auch Grenzenlos. Frage: Was passiert, wenn wir anfangen richtig zu schimpfen? Oder anfangen, hintereinander 55 schlechte Witze zu twittern? Es juckt einen jetzt schon in den Fingern, eine Reaktion zu erzwingen. Steckt der magische FC die Hände in die Tasche und lässt es geschehen ODER werden wir blitzschnell von der „Interessant“-Liste gekickt? Spannend!

Was gibt es sonst noch zu sagen? Ach ja, die Spielereien: Ich muss ja sagen, dass kleine Spielereien ganz cool sind. Der rotierende Spielerkader der alten Website zum Beispiel. Heute kann man leider nicht mal mehr von Spieler zu Spieler klicken, sondern muss immer auf die Hauptseite zurückkehren, was ich leicht nervig finde. Aber andererseits klicke ich mich jetzt auch nicht täglich durch den Kader – ich werde es also überleben. ;-) Toll finde ich hingegen den virtuellen Rundgang durchs Stadion, den Spielertunnel, etc. – wobei ich unsicher bin, ob es das nicht auch vorher schon gab. Aber liebe Medien-Gang: warum versteckt ihr das so? Obwohl ich mir parallel das Pieper-Video angesehen habe, habe ich den Link erstmal ewig nicht entdecken können. Das ist doch blöd. Sieht doch gut aus! Hier der Link

Kein Schritt zurück, immer weiter vor*

So das soll unser Senf zum Homepage-Relaunch erstmal gewesen sein. Am Ende des Tages finde ich es sehr gut, dass der FCSP nicht auf der Stelle stehen bleibt. Ob JVM jetzt der beste Partner für die Umsetzung ist, möchte ich in Frage stellen. Aber es gab sicherlich Gründe dafür, sich diesen Laden auszusuchen. Wer weiß. Wichtig finde ich jedoch, dass mit dem Relaunch mehr Interaktion möglich wird, dass Fans eine Plattform gegeben wird. Bleibt halt nur die Frage, wie dieses ambitionierte Märchen ausgehen wird.

Außerdem finde ich es gut, dass auch den Frauen endlich Raum gegeben wird – auch wenn es bisher nur die optische Darstellung des Kaders ist. Die anderen Damen-Mannschaften, Spielpläne etc. müssen natürlich noch folgen, aber das hat Pieper ja auch angekündigt. Ein Schritt nach dem anderen. Aber noch mal: es bewegt sich was beim magischen FC. Und Bewegung ist gut – vor allem, wenn sie morgen am Tabellenende vollzogen wird. Denn langsam wird es wirklich einsam dort unten.

Wir sehen uns in der Kurve! Ahoi!

 

Ein Gedanke zu “Die neue Website: Das ist nicht mehr mein St. Pauli?

  1. Ich bin mit meiner Seite jedenfalls erst einmal nicht interessant genug. Vielleicht auch nur nicht hip genug – gibt kiezkicker.de ja auch erst seit 1998 – da ist man halt zu angestaubt, und alle halbes Jahr mal ne Kolumne ist wohl nicht dynamisch genug für so eine Agenturseite.
    Den Stadionrundgang – naja, schick, schaue ich mir aber nun auch nicht jeden Tag dreimal an.

    Interessantes Konzept, mit der Blogeinbindung – in der Tat – aber irgendwie auch nur halb fertig.

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